Alle zwei Wochen treffen sich die Jugendlichen mit den Jugendfeuerwehwarten und Betreuern an den Gerätehäusern der Feuerwehr in der Stadt Selm. Doch wer dachte, dass es hierbei lediglich um die Vermittlung von feuerwehrtechnischem Wissen geht, der hat weit gefehlt. Jugendfeuerwehr ist weit mehr als das, hier lernt man für das Leben!
Seit langem leben wir in einer medialisierten Welt, die sehr schnelllebig ist. Die Jugendfeuerwehr bietet den Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, eine Auszeit aus der hochtechnisierten Welt. Handys sind während unserer Dienste verboten. Man merkt in dieser kurzen Zeit, in der die Jugendlichen mal „nicht Erreichbar“ sind, dass man sich viel mehr auf sich selbst und die Mitmenschen konzentriert. Es wird viel mehr miteinander gesprochen, gelacht und diskutiert. Im Alltag kann man immer wieder beobachten, dass die Jugendlichen neben einander Sitzen, sich aber nur über ihr Smartphone unterhalten. Vielleicht weil es cool oder vermeintlich einfacher ist.
Das Ziel und der Mehrwert der Jugendfeuerwehr ist es, dass die Jugendlichen zu „selbstständigen, selbstbestimmten handelnden und gesellschaftlich integrierten Menschen“ heranwachsen sollen. Dies beinhaltet zum Beispiel, dass sie frei ihre Meinung äußern können, aber auch auf die Meinung anderer hören und sich Gedanken darüber machen können in welcher Beziehung beide Meinungen zueinanderstehen, ob man ggf. von anderen Meinungen profitieren kann.
So kompliziert dies auch klingen mag, dieses Vermittelt die Jugendfeuerwehr ganz nebenbei. Im Feuerwehrtechnischen Alltag, wenn es um Sekunden geht, müssen alle Parteien schnell und zielorientiert miteinander kommunizieren, Entscheidungen treffen, pro und contra abwägen; immer mit dem Ziel, gemeinsam als Team schnell eine Lösung zu finden. Jeder Einzelne trägt dabei die Verantwortung, dass Team und die Mannschaft an das Ziel zu bringen, unabhängig in welcher Funktion man gerade tätig ist.
Nicht nur bei den feuerwehrtechnischen Diensten, auch bei Ausflügen, Veranstaltungen die zum Teil selbst organisiert werden müssen lernen die Jugendlichen Verantwortung für sich und das gesamte Team zu übernehmen. Man muss aufeinander achten und sich gegenseitig unterstützten. Bei so vielen Charakteren in der Jugendfeuerwehr mit einer Altersspanne zwischen 10 und 18 Jahren hat jeder seine eigenen Stärken und Schwächen, Fähigkeiten und Diskrepanzen, die man kennen muss – von jedem einzelnen. Nur so kann man sich gegenseitig unterstützten und auf einander achten.
Der Wert in unserer Gesellschaft, der leider immer mehr verloren geht, immer und ohne Bedingung für andere einzustehen, ihnen zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützten – in der Jugendfeuerwehr und im Alltag – wird bei uns „der Jugendfeuerwehr“ bei jedem unserer Treffen gelebt und gefördert. Dazu kommt das ehrenamtliche Engagement, welches die Jugendlichen jeden Tag leben. Das ist es, was die Jugendfeuerwehr ausmacht.
Jedes Jahr wird in der Jugendfeuerwehr ein „Vorstand“ gewählt. Hier sammeln die Jugendlichen ihre erste Erfahrung im Bereich „Demokratie“, was es beutet zu wählen oder auch gewählt zu werden. Was es eine Wahl mit sich bringt, Verantwortung gegenüber dem Gruppe und Vertrauen, welches man bekommt oder aufbauen muss.
Wichtig ist auch zu wissen, dass in der Jugendfeuerwehr jeder seinen Platz findet. Egal ob weiblich oder männlich, groß oder klein, dick oder dünn, egal welcher Religion man angehört, egal wo seine Heimat ist. In der Jugendfeuerwehr spielt dies keine Rolle, auch später in der aktiven Wehr ist man immer herzlich willkommen und findet für sein leben lang einen Platz und vor allem viele sehr gute Freunde. Man erlebt es immer wieder, dass was in der Jugendfeuerwehr gelehrt wurde automatisch bei den Erwachsenen ankommt. Später in der aktiven Feuerwehr finden sich nicht selten Ehepaare, werdende Eltern, beste Freunde, Trauzeugen oder Paten.
Generationsübergreifend findet man die Jugendlichen in Gesprächen vertieft mit den „aktiven Kameraden“ zwischen 18 und 60 Jahren, aber auch mit unserer Ehrenabteilung die Bereits viel Erfahrung sammeln konnten und meinst mit über 67 Jahren passiv in der Feuerwehr tätig sind.